Die „Blaue Blume“ ist eine magische Blume aus meinem Jugendroman „Im Wald, da sind die Schweine!“. Sie begegnet dem Mädchen Nini auf ihrer Flucht vor dem gewalttätigen Wolfgang zunächst nur im Traum. In diesen Träumen ist Nini die „Blumenfreundin“ und behütet das Blumenreich.
Die „Blaue Blume“ hat allerdings auch prophetische Kräfte und kann die Zukunft vorhersagen. So hilft sie den Kindern bei ihrem Abenteuer. Denn die Prphezeiungen finden bald ihren Weg in die Realität.
»Regne kleine Wolke! Regne!«, baten sie. In meinem Traum setzte ich mich auf. Mir war warm und die Blumen schienen zu leben. Ich glaubte, ihre Gesichter zu erkennen. Sie schüttelten ihre kleinen Köpfe, dass der Blütenstaub nur so flog. Ich nieste. Und sah auf eine nachtblaue Blume. »Braucht ihr Wasser?« Ich sah nach der winzigen Wolke, die fern am Horizont dahintrieb. »Kannst du uns helfen, große Blumenfreundin?«, wollte die niedliche Pflanze wissen. Gut, ich
hatte wohl zwei Zimmerpflanzen. Die sollten es am besten wissen, dass ich nicht eben mit dem grünen Daumen gesegnet war. Ehrlich gesagt war ich ziemlich froh, dass diese kleine, blaue Blume die beiden nicht kannte. Wahrscheinlich hätte sie mich dann nicht mehr als Blumenfreundin bezeichnet. Doch es war so warm und ich sah, wie die Blätter der Blüten an den Rändern begannen sich vor Hitze zu kräuseln. »Hilfe! Hilfe«, hörte ich ihre Stimmen. Da spürte ich eine eigenartige Kraft und ich beschwor die kleine Wolke:
»Wachse kleine Wolke! Ich befehle es dir. Regne, deine Hüterin steht hier!« Mit Genugtuung sah ich wie die Wolke wuchs, bis sie weiß und flauschig am glasklaren Himmel hing. Schon verdeckte sie die Sonne.
»Wachse und regne! Du bist noch zu klein. Ein deftiger Schauer muss es
schon sein!« Der Himmel verfärbte sich zunehmend in ein drohendes Violett. Ich hatte das Gefühl, der Blitz lache mich schon an, und in der Ferne grollte es dumpf. Da landete ein kleiner orangefarbener Vogel in meiner Armbeuge.
»Gib acht Blumenfreundin. Der große Regen ist im Anmarsch!«, piepste er.
»Das ist nicht schlimm!«, erklärte ich ihm. »Es ist schlimm, weil mit dem Regen auch er kommt!« Am Horizont leuchtete es auf, es krachte und ich war wach.
Dann spürte ich, wie der laue Wind zu einem Sturm wurde.
Ich sah eine alte Bekannte, und hörte ihren Ruf:
»Blumenfreundin, da bist du ja endlich. Der Wind weht zu
stark. Ich kann den Himmel nicht sehen. Und er reißt an
meinen Blättern.«
Tatsächlich war ich in meinem Blumenland. Ich breitete die Arme aus und sah, wie mir Flügel wuchsen. Die Federn waren in ein silbriges Schmaragdgrün getaucht.
»Wo willst du hin?«, fragte die blaue Blume.
»Ich segele in ferne Weiten«
»Darf ich dich begleiten?«
»Nein, manche sind zum Reisen und manche zum Bleiben.« »Was tust du gegen den Wind?«
»Ich mache ihn mir zu eigen und nehme ihn mit mir.«
»Warum nimmst du mich nicht und nimmst ihn stattdessen? Vielleicht bin ich ja doch zum Reisen da. Ich spüre schon meine Blätter, sie kribbeln und Unheil geht umher.«
»Harre aus, liebste Freundin, wenn ich dich brauche, rufe ich
dich.«
»Versprich es, denn ich bin das Schloss und ich bin das Tor.«
»Ich weiß es, liebste Freundin. Nun gehe ich den Schlüssel
finden.«
Ich sprang in die Luft und glitt mit dem Wind um meine Schwingen über eine bunte Welt. Unter mir wogten Felder mit Blumen. Rote Mohnblumen, lila Schlüsselblumen und der Wind trug mich in rasantem Tempo auf zwei Berge zu, um deren Spitzen sich rosa Wolken versammelten.