Die Quelle Ladrista

Aus diesem Spiegel von Prysca jedoch wurde  später die Quelle Ladrista. Sie war ein goldener Jungbrunnen und wechselte ihre Position ähnlich dem Schatten des Planeten Auriel und so wanderte sie in regelmäßigen Abständen um die junge Welt.

 

Eines Tages – so geht die Sage – weilte Ladrista im Grauen Wald, wo einige wilde Stämme der Ook-Ahn wohnten. Die jungen Männer sollten zu Kriegern werden, dazu jagten sie die Taurin, die normalen Stieren glichen, aber gepanzert und dennoch pfeilschnell und angriffslustig waren.

Sie nannten das Tabo-Selac. Einer, der Männer wurde sehr durstig. Lange, lange war er der Spur des wilden Taurin gefolgt. Nun suchte er nach Wasser, denn seine Zunge war trocken und sein Speer-Arm war müde. Der Taurin preschte durch die Büsche und der junge Krieger ihm nach.

Auch das Tier hatte Durst.

Mit einem Mal kamen beide – Tier und Jäger – an einen wunderschönen Ort, wo schillernde Insekten auf knallbunten Blüten saßen. Der Taurin senkte seinen beeindruckenden Kopf und trank aus einem Becken goldenes Wasser. Er war vergnügt, deshalb wedelte sein Schwanz mit der Quaste hin und her.

Der Junge sagte sich: »Wenn ich den Taurin töte, dann wird mich der Häuptling loben. Doch er hat mir auch beigebracht, dass man keine Beute macht, wenn die gerade trinkt. Er wird es nicht wissen. Doch ich will mein Herz nicht mit diesem Tabu beschmutzen.«

Also wartete der Junge bis der Taurin seinen Durst gestillt hatte und ging dann zu dem goldenen Wasser. Erst trank er. Es war süß, das Beste, was er je getrunken hatte. Das Wasser selbst rief ihn: »Komm zu mir. Ich will dich laben.   

  Bade in mir!«

Der Junge dachte: »Wieso nicht! Die Jagd war anstrengend, der Wind war heiß!«

Da er sowieso nur einen Lendenschurz trug, konnte er sich dessen auch leicht entledigen und tauchte unter. Was er nicht wusste: Dieses spezielle Wasser konnte schläfrig machen. Und als der Junge seinen Kopf zurücklehnte und seinen Speer in der Hand sinken ließ, da schlief er ein. Und auch der junge und unerfahrene Taurin schlief nach seinem Trunk auf der Wiese nahe der Quelle.

Eben zu dieser Stunde, traf ein anderer angehender Krieger, dessen Herz stumpf von den fordernden Worten seines Vaters und sein Kopf wirr von der Hetze des Tages geworden waren, ein. Er erblickte den schlafenden Taurin und gleich darauf den anderen Jungen.

Da dachte er bei sich:

»Das gefährliche Untier schläft friedlich und er sitzt in dem Zauberwasser. Er wird ein Hexer sein. Ich will ihn ausschalten, dass er kein Unrecht mehr tut.«

Kaum war der törichte Gedanke gedacht, flog auch bereits der Speer des Denkers. Er traf sein Ziel und steckte dem Opfer in der Brust.

Der getroffene Junge riss die Augen auf und der Taurin kam herbei und leckte ihm die Hand.

Leider war er drauf und dran zu sterben. Sein Blut vermischte sich mit dem ewigen Wasser der Quelle. Der junge Täter kam herbei:

»Es tut mir so leid!«, sagte er und er hatte wahr gesprochen.

 

Dieses Unrecht rief die Erdmutter Eradi auf den Plan, denn es versetzte ihr einen Stich in ihrem Herz.

Sie kam um zu sehen, was passiert war.

Sie streichelte den Taurin, er schnaubte ruhig.

Dann ging sie zu dem Verwundeten. Sie berührte seine Stirn und der Schmerz war vergessen.

»Wie ist dein Name, junger Ook-Ahn?«

»Ich bin Peres.«

»Ich mache dich Peres zum Hüter dieser Quelle.

  Diese aber heißt Ladristra und hat magische Fähigkeiten. Sie schenkt ewige Jugend, Glück und Liebe. Du aber sollst kein Ook-Ahn mehr sein und reist mit dem Stern Auriel und der Quelle. Du bist ab jetzt ein Nyx und dein Name sei Peresce. Willigst du ein?«

»Ja, Herrin, Gebieterin der Zeit und des Windes!«

Sie drehte sich zu dem Schützen, der den Blick gesenkt hielt: »Und was ist mit dir?«

»Das habe ich nicht gewollt?«

»Ich glaube dir? Gräme dich nicht! Denn euer Verstand ist geringer als eure Kraft und das ist niemals eine gute Konstellation. Doch auch du sollst kein Ook-Ahn bleiben. Wie heißt du?«

»Ich bin Sys.«

»Sys du bist ab nun der Nachtreiter, Sysco, und du bekämpfst das Böse in dieser Welt. Tagsüber bleibst du ab jetzt unsichtbar. Aber des Nachts  wirst du unbesiegbar sein und dieser Taurin sei dein Begleiter. Ihr erstattet mir Bericht über alles Übel, was diese Welt bedroht. Nimmst du das an?«

Sysco neigte das Haupt: »Sicher, Gebieterin des Windes und der Gezeiten, ich werde Euch nicht enttäuschen.«

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