Leseprobe Schemen und Schergen

Duodezima

 

           Die Legende vom großen Versprechen

 

Der Nux war ziemlich verwirrt, durch dieses ganze Geschaukele, Gezwicke und Gezwacke, der zugegebenermaßen viel kleineren Seeungeheuer war ihm ganz anders geworden und er hatte einen fiesen Schluckauf bekommen.

»Hört auf! Hört auf! Steht sofort still!«

Da umarmte ihn eine Monsterdame mit ihren Tentakeln gar zu fest: »Na, mein Großer?«

»Lass das«, schnauzte der Nux und, »hi…hi…hi…hicks!«

Er stieß eine derartige Welle aus, die einen Tsunami entfachte. Die Monsterdame konnte sich nicht mehr halten: »Hu…hu…huch!«

»Hi…hi…hicks!« Noch eine Monsterwelle wurde entfacht. Das gefiel den jungen Gezeiten-Monstern, sie glitten an die Oberfläche und tanzten auf der Flut.

Doch der Nux war verzweifelt:

»Was soll ich machen? Was soll ich machen? Hi…hi…hi…hicks!«

»Bum ba…bum ba!«, schlug das goldene Herz vor.

Propper rief aus dem Magen des Nux: »Denk dran, was du gestern gegessen hast! Das hilft bei Schluckauf!«

»Ich weiß nicht, Propper! Das war einfach zu viel!«

»Komm schon!«, ermutigte ihn der Putzerfisch aus seinem Inneren.

Und der Nux begann zu denken. Das konnte etwas dauern.

Währenddessen ging es hoch und runter wie auf einer Achterbahn.

 

Die Hexe Lyndalin tauchte in die brodelnde See. Sie tauchte durch das Gestern und Morgen. Sie kam sehr tief und sie schwamm um die Seeungeheuer herum und sah das Trollmädchen immer noch nicht.

»Wo bist du Haley?«

Lyndalin war eine Hexe, die Kindern nicht eben wohlgesonnen war. Nur dieses eine Mal wollte sie diese kleine Seele retten.

Vielleicht, aber nur vielleicht, wollte sie auch ihre eigene Seele retten.

In ihr wuchs die Angst, dass Haley von diesen hungrigen Mäulern um sie her verschlungen worden war.

Doch zu wem sollte sie beten?

Es wurde hier immer dunkler und kälter. Lyndalin war schon sehr tief im Tränenmeer. Das Grölen der Monster wurde leiser.

»Haley?«

Da gab die Hexe Lyndalin sich selbst ein Versprechen: »Bei aller Magie dieser Welt, wenn ich das Troll-Kind retten kann, dann verspreche ich, dass ich meinen Groll loslasse und ich lasse meine Steine gehen.«

Langsam wurde die Zeit knapp, denn auch eine Hexe muss irgendwann atmen.

Noch einmal sendete sie einen verzweifelten Ruf: »Haley?«

Lyndalins Augen waren schlecht und hier unten waren sie noch schlechter. Aber dort hinten war ein zartes Leuchten. Es konnte natürlich sein, dass es sich um eines dieser Tiefsee-Monster mit leuchtenden Angeln handelte, dennoch fühlte Lyndalin sich von dem Leuchten angezogen. »Na komm schon!«

Plötzlich waren es zwei Leuchtdinger, die schauten sie an: »Mammimoon!«, flüsterte etwas in ihr.

 

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